Um welche Flächen geht es bei Regio Flora?
Regio Flora fördert extensiv und wenig intensiv genutztes Grünland, das reich an standorttypischen Arten ist. Diese Wiesen und Weiden sind von grosser Bedeutung für die Biodiversität und erbringen wichtige Ökosystemleistungen.
Artenreiche Naturwiesen
Auf diesem Portal ist oft von Naturwiesen die Rede. Gemeint sind damit Wiesen, die nicht in eine Fruchtfolge integriert sind, nicht neu angesät wurden und als Schnittwiesen, Streueflächen oder Weiden bewirtschaftet werden. Nur noch in seltenen Fällen handelt es sich dabei um artenreiches Grünland. Die verbliebenen artenreichen Wiesen und Weiden aber weisen eine einzigartige Flora und Fauna auf. Im artenreichen Grünland wächst fast die Hälfte der Pflanzenarten der Schweiz. Diese Flächen sind Heimat einer Vielzahl von Insekten, Amphibien, Reptilien, Säugetieren und Vögeln. Sie bieten den Tieren Nahrung, Schutz und Nistplätze. Ausserdem spielen sie eine wichtige Rolle im Erosionsschutz, bei der Regulierung des Wasserhaushalts, für die Bodenfruchtbarkeit sowie als CO2-Speicher. Nicht zuletzt tragen artenreiche Wiesen massgeblich zur Identität der Schweizer Kulturlandschaft bei. Aus diesen Gründen wird die Förderung von artenreichen Grünlandbeständen von Seiten der Landwirtschaft und des Naturschutzes gefordert. Artenreiche Wiesen müssen nicht mager sein. Auch bestimmte Fettwiesen, wie etwa Fromentalwiesen, weisen eine vielfältige Flora auf, solange sie nicht zu intensiv genutzt werden.
Eine Naturwiese besteht aus standortangepassten Arten. Innerhalb derselben Pflanzenart existieren mehrere «Varianten»(Ökotypen) mit ähnlichem, aber nicht identischem Genbestand. Diese genetische Vielfalt ist das Ergebnis der Anpassungen an die lokalen Boden- und Klimaverhältnisse und an die Nutzung der Fläche. Eine Art kann in einem relativ kleinen Gebiet zahlreiche verschiedene Ökotypen aufweisen.
Die Biodiversität bezeichnet die Vielfalt des Lebens. Sie umfasst drei Ebenen:
1) die verschiedenen Lebensformen (Arten von Tieren, Pflanzen, Pilzen, Bakterien),
2) die unterschiedlichen Lebensräume, in denen Arten leben (Ökosysteme wie der Wald oder Gewässer),
3) sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten (z.B. Unterarten, Sorten und Rassen). Hierzu gehören auch die verschiedenen Ökotypen einer Art, die aufgrund von Anpassungen an lokale Umweltbedingungen entstanden sind. Eine grosse genetische Vielfalt ermöglicht einer Art, auf Veränderungen in ihrer Umwelt zu reagieren und so zu überleben. Zum Beispiel weist der Gemeine Hornklee (Lotus corniculatus) je nach Lebensraum verschiedene Merkmale auf: Eine kahle Variante kommt an kühlen Standorten vor, eine behaarte Variante in Trockenwiesen. Diese zwei Ökotypen sind ein Zeichen der Anpassung des Hornklees an die kleinräumigen Bedingungen verschiedener Lebensräume. [1]
[1] Quelle: Gräser und Kräuter am richtigen Ort (Treiber R. & Nickel E., 2002)
Drei Wiesentypen unter der Lupe
In der Schweiz gibt es verschiedene artenreiche Wiesentypen, die sich als Spenderflächen für Direktbegrünungen eignen (siehe thematisches Glossar). Die unten vorgestellten Wiesen sind die am häufigsten verwendeten Wiesentypen, wenn Biodiversitätsförderflächen (BFF) der ökologischen Qualitätsstufe II angestrebt werden.
Halbtrockenwiesen: Mesobromion
Beschreibung: Die Halbtrockenwiese oder Trespenwiese (Mesobromion) gedeiht auf eher kalkreichen, stickstoffarmen und gut drainierten Böden. Dieser Lebensraum wird von trockenresistenten Gräsern und Leguminosen dominiert.
Bewirtschaftung: Extensiv (1-2 Schnitte pro Jahr, z.T. Herbstbeweidung).
Flora & Fauna: Trespenwiesen weisen einen äusserst reichen Pflanzenbestand auf. Häufig über 60 Arten pro Are, darunter auch Orchideenarten. Diese Wiesen sind Lebensraum für viele Schmetterlingsarten und andere wirbellose Tiere sowie für Vögel, Amphibien und Reptilien.
Artenreiche Fettwiesen: Arrhenatherion und Polygono-Trisetion
Beschreibung: Fettwiesen können artenreich sein, solange sie nicht zu intensiv bewirtschaftet werden. Man unterscheidet zwischen Fromentalwiesen (Arrhenatherion) in tieferen Lagen und Goldhaferwiesen (Polygono-Trisetion) im Berggebiet. Sie entwickeln sich auf nährstoffreichen, frischen Böden und haben eine relativ hohe Produktivität.
Bewirtschaftung: Wenig intensive bis extensive Nutzung zur Grundfutterproduktion, häufig beweidet, aber nicht oder nur wenig gedüngt (mit Stallmist).
Flora & Fauna: Fromental- und Goldhaferwiesen sind die artenreichsten Fettwiesen. Die Vegetation besteht aus Kräutern und Gräsern wie Fromental, Rot-Schwingel, Wiesen-Schwingel und Goldhafer. Werden die Flächen mit Kleinstrukturen wie Hecken, Sträuchern und Trockenmauern ergänzt, sind sie ein sehr gutes Jagdrevier für zahlreiche Beutegreifer.