Thematisches Glossar: Wiesen und Weiden der Schweiz
Hier finden Sie eine Beschreibung der artenreichen Wiesen und Weiden der Schweiz, die auf dieser Website unter «Fläche suchen» aufgeführt sind.
Weitere Informationen zu den verschiedenen Lebensraumtypen finden Sie auf der Website von Info Flora.
Die hier vorgestellte Klassifizierung der Grünlandtypen basiert auf der Publikation «Lebensräume der Schweiz: Ökologie – Gefährdung – Kennarten», Delarze R., Gonseth Y., Galland P., 2008, Ott Verlag.
Artenreiche Fettwiesen
Beschreibung |
Fettwiesen können artenreich sein, solange sie nicht intensiv bewirtschaftet werden. Man unterscheidet zwischen Fromentalwiesen in tieferen Lagen und Goldhaferwiesen im Berggebiet. Sie entwickeln sich auf fruchtbaren, frischen Böden und haben eine relativ hohe Produktivität. Diese Wiesentypen eignen sich zur Direktbegrünung von Empfängerflächen mit frischen, nährstoffreichen Böden, auf denen die Qualitätsstufe II angestrebt wird. Für Begrünungen im Talgebiet sind Fromentalwiesen ausgezeichnete Spenderflächen. Für Begrünungen im Berggebiet werden Goldhaferwiesen genutzt (siehe Kapitel Praxis – Welche Spenderfläche auswählen?). |
Bewirtschaftung |
Wenig intensive bis extensive Nutzung zur Futterproduktion, häufig 2-schürige Mähwiese in Kombination mit einer Beweidung, vergleichsweise wenig gedüngt. |
Flora |
Beide Wiesentypen – Fromental- und Goldhaferwiesen – sind die artenreichsten unter den Fettwiesen. Ihre Vegetation besteht aus Kräutern und Gräsern. Hauptgräser (oder bestandesbildende Gräser) sind: Fromental (Glatthafer), Rot-Schwingel, Wiesen-Schwingel oder Goldhafer. |
Fauna |
In Kombination mit Kleinstrukturen wie Hecken, Sträuchern und Trockenmauern sowie Rückzugsstreifen, die beim Mähen stehen gelassen werden, können diese Wiesen viele Heuschrecken- und Schmetterlingsarten sowie andere Insektenarten beherbergen. Sie bieten zudem ein sehr gutes Jagdgebiet für zahlreiche Insektenfresser. |
Situation |
Früher waren diese Wiesen in der Schweizer Agrarlandschaft weit verbreitet. Heute sind sie jedoch im Talgebiet aufgrund der Intensivierung der Nutzung stark rückläufig. |
Typen |
Fromentalwiese (Arrenatherion) |
Halbtrockenwiese
Beschreibung |
Die Halbtrockenwiese (oder Trespenwiese) gedeiht auf eher kalkreichen, stickstoffarmen und gut drainierten Böden. Dieser Lebensraum wird von trockenresistenten Gräsern und Leguminosen dominiert. Halbtrockenwiesen eignen sich zur Direktbegrünung von Empfängerflächen, auf denen die Qualitätsstufe II angestrebt wird. Sie sind ausgezeichnete Spenderflächen für Wiesen mit einem frischen bis trockenen Boden und mittlerem Nährstoffgehalt (siehe Kapitel Praxis – Welche Spenderfläche wählen?). |
Bewirtschaftung |
Extensiv, 1 - max. 2 Nutzungen pro Jahr |
Flora |
Äusserst reiche Vielfalt mit häufig über 60 Pflanzenarten pro Are, darunter auch einige seltenen Arten wie z. Bsp. Orchideen. |
Fauna |
Lebensraum für zahlreiche Insekten wie Schmetterlinge und Spinnen sowie für Vögel, Amphibien und Reptilien. |
Situation |
Früher waren Halbtrockenwiesen in der Schweizer Agrarlandschaft weit verbreitet. Die Verbreitung ging in den vergangenen 50 Jahren vor allem im Mittelland stark zurück. Viele Halbtrockenwiesen sind im Bundesinventar der Trockenwiesen und -weiden von nationaler Bedeutung aufgenommen. |
Typ |
Wärmliebende Trockenrasen
Beschreibung |
Trockenrasen entwickeln sich auf trockenen, nährstoffarmen Böden. Sie sind vor allem an sonnigen Hängen anzutreffen, aber auch auf kiesigen Auenterrassen und an Böschungen entlang von Verkehrswegen. |
Bewirtschaftung |
Extensive Wiesen oder Weiden oder keine Bewirtschaftung (brach) |
Flora |
Trockenrasen, in denen Gräser und Leguminosen vorherrschen, sie gehören zu den artenreichsten Blumenwiesen. |
Fauna |
Trockenrasen sind Lebensraum zahlreicher Trockenheit liebender Insektenarten, darunter auch sehr seltene Arten wie die Gottesanbeterin (Mantis religiosa). Sind Gebüsche und Feldgehölze vorhanden, sind zudem viele Vogelarten anzutreffen. |
Situation |
In den vergangenen 60 Jahren sind die Trockenwiesen und -weiden in der Schweiz um 90 % zurückgegangen. Die Hauptgründe für diesen Rückgang liegen in der Intensivierung der Landwirtschaft, der Siedlungsentwicklung und der Wiederbewaldung. Durch das Bundesinventar der Trockenwiesen und -weiden von nationaler Bedeutung sollen die verbliebenen Trockenwiesen ungeschmälert erhalten werden. |
Typen |
Inneralpine Felsensteppe (Stipo-Poion) Kontinentaler Halbtrockenrasen (Cirsio-Brachypodion) |
Magerrasen und -weiden in Hochlagen
Beschreibung |
In Lagen oberhalb der Waldgrenze nehmen ohne menschlichen Eingriff die Rasen den Platz des Waldes ein. Standorte dieser Grünlandtypen befinden sich in den montanen bis subalpinen Höhenstufen sowie in Lawinenrinnen und felsigen, nordexponierten Hängen. |
Bewirtschaftung |
Diese Flächen werden zum Grossteil beweidet, seltener gemäht und manchmal aufgrund ihres geringen landwirtschaftlichen Werts überhaupt nicht genutzt. |
Flora |
In Magerrasen herrschen Pflanzenarten vor, die an die harten Winterbedingungen und die kurze Blütezeit im Sommer angepasst sind. Je nach Bodeneigenschaften und nach Standort findet man verschiedene Hochlagen-Rasentypen. Sie zeichnen sich in der Regel durch eine sehr grosse Vielfalt aus und beherbergen viele seltene und gefährdete Arten. |
Fauna |
Die reiche Pflanzenwelt der hoch gelegenen Magerrasen wird von einer Vielzahl an Insekten begleitet. Ausserdem sind diese Wiesentypen Lebensraum von Huftieren, Murmeltieren und Vögeln, wie z.B. dem Steinschmätzer. Es kommen auch einige Amphibienarten wie z. B. der Alpensalamander vor. |
Situation |
In den Alpen häufig anzutreffender Grünlandtyp. Die grössten Gefahren für diese Flächen sind Planierungen für Skipisten und die Verbuschung nicht mehr bewirtschafteter Weiden. |
Typen |
Polsterseggenrasen (Caricion Firmae) Rostseggenhalde (Caricion ferrugineae) |
Fettweiden
Beschreibung |
Zu dieser Kategorie gehören beweidete Flächen vom Talgebiet bis zur alpinen Stufe. Meistens wachsen diese auf nährstoffreichen, feuchten Böden. |
Bewirtschaftung |
Regelmässig gedüngt, sehr ertragsreich. |
Flora |
Die Flora dieser Flächen ist nur moderat artenreich und weist kaum spezielle Arten auf. Aufgrund des Viehtritts besteht der Bewuchs aus einem relativ niedrigen Grasbestand mit verstreuten höherwüchsigen Büscheln von Pflanzen, die nicht abgeweidet werden. |
Fauna |
Die heterogene Struktur dieser Weideflächen bietet vielen Kleintieren einen geeigneten Lebensraum, vor allem wenn Elemente wie Büsche und Trockenmauern vorhanden sind. Zudem lockt der Dung zahlreiche Insekten an, die sich davon ernähren. |
Situation |
Stark verbreiteter Weidetyp, der in der Schweiz im Allgemeinen nicht gefährdet ist. |
Typen |
Flachmoore
Beschreibung |
Flachmoore entwickeln sich in dauerhaft feuchten Gebieten, die vom Grundwasser, von abfliessendem Niederschlagswasser oder von Seen gespeist werden. Sie wachsen auf relativ nährstoff- und sauerstoffarmen Böden. |
Bewirtschaftung |
Mit Ausnahme von Kleinseggenrieden, die als Streue- oder Weideflächen dienen, werden Flachmoore heute nicht mehr bewirtschaftet. |
Flora |
Die botanische Zusammensetzung kann sehr unterschiedlich sein, vorherrschend sind immer Seggenarten. |
Fauna |
Die in Flachmooren lebende Fauna ist auf die Feuchtigkeit dieser Lebensräume angewiesen. Amphibien halten sich dort zur Fortpflanzung auf, Wasservögel legen während ihren Zügen einen Zwischenstopp ein. |
Situation |
Im Verlauf des 20. Jahrhunderts führten grossflächige Trockenlegungen zum Verlust von rund 90 % der Flachmoore in der Schweiz. Heute ist der grösste Teil der schweizerischen Flachmoore im Bundesinventar der Flachmoore von nationaler Bedeutung und alle Lebensraumtypen sind geschützt. |
Typen |
Grossseggenried (Magnocaricion) Saures Kleinseggenried (Caricion fucsae) |
Feuchte, nährstoffarme Wiesen – Pfeifengraswiesen
Beschreibung |
Feuchtwiesen sind meist an den Randflächen von Mooren anzutreffen, in Bereichen die stärker von Wasserspiegelschwankungen betroffen sind. Pfeifengraswiesen wachsen auf nährstoffarmen Böden und sind ertragsarm. |
Bewirtschaftung |
Pfeifengraswiesen werden als Streueflächen regelmässig im Spätsommer oder Frühherbst gemäht. Ohne menschlichen Eingriff würde der Wald ihren Platz einnehmen. |
Flora |
Die Vegetation besteht hauptsächlich aus Gräsern wie Pfeifengras und weiteren Arten von Blütenpflanzen. |
Fauna |
Feuchtwiesen stellen für viele Insektenarten eine wichtige Nahrungsquelle dar. Auch Wasservögel, Amphibien und Insekten fressende Säugetiere finden hier einen geeigneten Lebensraum. |
Situation |
Vor allem in der Westschweiz sind Pfeifengraswiesen im Rückgang begriffen. Gründe dafür sind einerseits die Intensivierung der Landwirtschaft (v.A. in Talgebieten) und andererseits die Nutzungsaufgabe wenig produktiver Flächen (v.A. in Berggebieten). |
Typ |
Nährstoffreiche Feuchtwiesen
Beschreibung |
Im Vergleich zur Pfeifengraswiese sind diese Wiesentypen nährstoffreicher. Die Vegetation ist üppiger und der Boden ist im Winter meist vernässt. Nährstoffreiche Feuchtwiesen lassen sich in Sumpfdotterblumenwiesen und Spierstaudenfluren untergliedern. |
Bewirtschaftung |
Sumpfdotterblumenwiesen werden gemäht oder beweidet und meist leicht gedüngt. Spierstaudenfluren hingegen werden heute nicht mehr bewirtschaftet. |
Flora |
Diese Lebensräume sind im Vergleich zur Pfeifengraswiese weniger artenreich. Aber sie sind Standort einiger charakteristischer Pflanzenarten, welche fast ausgestorben sind, wie z.B. die Perlhuhn-Schachblume (Fritillaria meleagris). |
Fauna |
In nährstoffreichen Feuchtwiesen sind zahlreiche Insektenarten anzutreffen. Diese stellen eine gute Nahrungsquelle für insektenfressende Moorbewohner wie Libellen, Kleinsäugetiere und Vögel dar. |
Situation |
In der Schweiz noch relativ weit verbreitet, aber durch Trockenlegung und Nutzungsaufgabe gefährdet. |
Typen |